Isolierten Processus anconaeus (IPA, fragmentierter, nonunited Processus anconaeus)

Wichtige Information

Leider müssen wir Ihnen heute eine traurige Nachricht überbringen: Unser Herr Dr. Andreas Kasa ist am 17.01.2023 völlig unerwartet verstorben. Er hinterlässt menschlich und fachlich eine sehr große Lücke und wir alle können das nur schwer fassen. In tiefer Verbundenheit und Dankbarkeit sind unsere Gedanken bei seiner Frau, seinen Kindern und seiner Familie. Wir haben uns entschlossen, im Sinne von Andreas Kasa, weiterhin für tierärztliche Leistungen da zu sein. Bitte haben Sie jedoch Verständnis, dass unsere Leistungen hinsichtlich orthopädischer, neurologischer und diagnostischer Leistungen momentan nur eingeschränkt angeboten werden können. Sollten Sie Fragen zu weiteren spezialisierten Fachärzten in der Region haben, können wir Ihnen gerne bei Bedarf eine Empfehlung aussprechen.

Isolierten Processus anconaeus (IPA, fragmentierter, nonunited Processus anconaeus)

Der Abriss des Proc. anconaeus des Olekranons (fragmentierter Processus anconaeus = FPA)wird relativ häufig bei heranwachsenden Hunden verschiedener Rassen wie z. B. Deutscher Schäferhund, Basset, Bernhardiner, Afghane, Vizsla, Weimaraner, Pointer, Deutsch Drahthaar, Teckel u. a. beobachtet (Abb. 28.9a, b). Der bis zur 11. Lebenswoche rein knorpelige Proc. anconaeus wird von einem eigenen Ossifikationszentrum gebildet. An seiner Verbindung mit dem Olekranon befindet sich eine Wachstumsfuge, die bis zur 18.-24. Lebenswoche röntgenologisch sichtbar bleibt und dann verknöchert. Dadurch verliert der Proc. anconaeus an Elastizität und kann wegen auf den Ellenbogen wirkenden Traumata partiell oder vollständig abreißen. Die Heilung wird durch die in den Spalt eindringende Synovia verhindert. Die daraus resultierende Ellenbogeninstabilität und Gelenkmaus ist schmerzhaft und mit arthrotischen Veränderungen verbunden (VAN SICKLE, 1975).

Symptome

Leichte bis hochgradige Lahmheit v.a. nach Ruhepausen, aber auch nach Anstrengung. Beim Belasten und bei der Vorwärtsbewegung wird das Ellenbogengelenk leicht nach außen rotiert. Gelenkschwellung, als Folge arthrotischer Veränderungen, Schmerzhaftigkeit beim Strecken und Überstrecken sowie Krepitation im Ellenbogengelenk können festgestellt werden.

Differentialdiagnose

Fraktur des Proc. anconaeus nach Trauma oder Bissverletzung.

Diagnosesicherung

Sie wird durch eine medio-laterale Röntgenaufnahme in stark gebeugter Stellung gesichert (Abb. 28.9a,b). Bei der medio-lateralen Röntgenaufnahme in gestreckter Stellung wird oft eine Stufenbildung infolge Verkürzung der Ulna beobachtet. Bei älteren Patienten oder wenn schon arthrotische Veränderungen vorliegen, sollte zusätzlich eine anterio-posteriore Aufnahme oder Schichtaufnahmen angefertigt werden. Bei der Röntgenbildinterpretation sollte dem distalen Gelenkanteil besondere Beachtung geschenkt werden, da nach unseren Beobachtungen bei etwa 60 % der Fälle, zusätzliche Veränderungen, vor allem FPC, vorhanden sind. Die unterschiedlichen Erscheinungsformen des fragm. Proc. anconaeus wurden von (SCHAWALDER 2001, 2002) aufgezeichnet und typisiert.

Behandlung

Bei Patienten bis zum Alter von 6 1/2 Mo. kann durch eine Verlängerungs- oder dynamische Osteotomie der proximalen Ulna ein Anwachsen des gelösten Processus anconaeus erreicht werden (OLSSON, 1990; SCHAWALDER et al, 1998). Bei einem wegen Osteolyse erweiterten Spalt und starker Verlagerung des Knochenstücks, bei Patienten über 8 Mo., beim Vorliegen von arthrotischen Veränderungen oder älteren Patienten bewirkt die Entfernung des losen Proc. anconaeus i. d. R. Schmerzfreiheit. Zur Operation wählen wir den medialen Zugang, weil einerseits bei stark gebeugtem Gelenk der FPA weniger traumatisierend entfernt werden kann und andererseits der distale Gelenkanteil zwischen M. pronator teres und M. flexor carpi radialis auf vorhandene Gelenkveränderungen wie FPC oder OCD des med. Condylus humeri inspiziert werden kann. Die vor allem nach lateralem Zugang verbleibende Instabilität ruft später mehr oder weniger starke arthrotische Veränderungen, verbunden mit Schmerzschüben, hervor. Hierauf ist der Besitzer vor der Operation aufmerksam zu machen.

Nachbehandlung

Sie trägt wesentlich zum Erfolg bei. Empfehlenswert ist ein Stützverband über 14 Tg. der alle 2-3 Tg. gewechselt wird. Während dieser Zeit ist eine strikte Bewegungseinschränkung obligatorisch. Nach 14 Tg. wird etwas mehr Bewegung erlaubt, aber für weitere 4 Wo. besteht Leinenzwang. Anschließend wird ein langsames Aufbautraining durchgeführt. Volle Belastung sollte erst nach 5-6 Mo. erfolgen.